Mit dem Frühjahr beginnt nicht nur die schöne Jahreszeit im Garten, sondern es gibt auch jede Menge zu tun. Bei uns auf der MQ Ranch ist es nicht anders. Für viele Gartenbesitzer und Hobbygärtner ist das Grün vor der Tür das zentrale Element im Garten und in diesem Artikel geht es daher um eine der Grundlagen der Rasenpflege: Das Vertikutieren, ein martialisches Unterfangen. Doch Rasen richtig vertikutieren ist nicht ganz so simpel wie man denkt.
Bevor Du los legst, solltest Du das wissen
Bevor Du Dich in die Vertikutierschlacht begibst, solltest Du vorbereitet sein, damit der Sieg über Filz und Unkraut Dir sicher ist. Warte auf eine regenfreie Phase, denn der Boden sollte für Dein Vorhaben trocken sein. Ein weiterer, noch wichtigerer Punkt ist, dass Dein Rasenprojekt von zweistelligen Temperaturen begleitet werden sollte. Oftmals verspürt man im März erste warme Sonnenstrahlen und kann es kaum erwarten mit dem Vertikutierer durch den Rasen zu pflügen. Bedenke, dass Deine Rasenfläche gerade noch dabei ist den letzten Winter zu verarbeiten und er sich noch in der Regenerationsphase befindet. Startest Du zu früh ins Vertikutierglück, besteht die Möglichkeit, dass Du der Rasenfläche erheblich schadest. (Frostschäden) Warte auf stabile, warme Temperaturen ab ca. 9 Grad. Dünge zunächst den Rasen bspw. mit einem organischen Kombidünger, damit er etwas Kraft für das Vertikutieren sammeln kann. Der Düngevorgang sollte ca. 2-3 Wochen vor Deinem Vertikutiereinsatz erfolgen.
Rasen richtig vertikutieren. Jetzt geht’s los
Rasen trocken: Check! Temperaturen passen: Check! Rasen ist gedüngt: Check! Es geht los und zunächst ist erstmal der Rasenmäher dran, mit dem Du Deine Grünfläche ca. auf 2-3 cm relativ kurz schneidest. Sollte Dein Rasenmäher keinen Fangkorb haben, harkst Du das Schnittgut ab. Verfügst Du über einen Aufsitzrasenmäher kannst Du das Schnittgut aufsaugen. Dein Vertikutierer besteht entweder aus einer Vertikutierharke, einem Elektrovertikutierer oder einem Vertikutierer mit Verbrennungsmotor. Der Einsatz der Harke ist ausreichend, wenn Deine Grünfläche relativ klein ist. Um so größer das Areal ist, desto eher eignet sich ein Vertikutierer mit Benzinmotor. Elektrogeräten fällt oftmals die Power, um gerade bei verdichteten Böden etwas zu bewirken. Fahre nun mit Deinem Vertikutierer zunächst in eine Richtung und später kreuzt Du Deine Bahn, damit sich daraus ein Schachbrettmuster ergibt. Die Messer im Vertikutierer schneiden in den Boden und holen abgestorbene Pflanzenreste, Unkraut und Rasenfilz heraus. Trau Dich etwas tiefer in den Boden zu gehen und vor allem an stark verdichteten Stellen mit Vor- und Zurückbewegungen die Oberfläche nachhaltig zu bearbeiten. Deine Rasenfläche wird nach dem Vertikutieren in der Regel eh wie eine Verkaufsfläche im Sommerschlussverkauf aussehen.
Nichts mehr ist so wie es vorher war und Rasenfreunde müssen dann sehr tapfer sein. Man kann sich manchmal kaum vorstellen, dass daraus wieder ein schöner Rasen werden soll. Daher empfehlen wir es gleich richtig zu machen und nicht zu zimperlich mit der grünen Oberfläche umzugehen. Es kann vorkommen, dass Du im Garten Bereiche hast, die komplett vermoost sind. Hier wirst Du die größten Oberfächenverluste haben, denn das Moos wird in der Regel aus der Grünfläche gerissen und es hinterlässt eine Fläche mit Mad Max Endzeitstimmung. Bedenke, dass dort bereits vorher kein Gras existierte, sondern es war nur Moos, welches aus der Ferne ein trügerisches Grün simulierte.
Wird Dein Rasen regelmäßig vertikutiert und Du wenig Filz, Moos und Unkraut im Rasen, kommst Du ggf. auch mit einer „oberflächlichen“, feineren Behandlung aus. Die Meinungen gehen zu diesem Thema in den Foren ziemlich auseinander und letztendlich wirst Du Deine eigenen Erfahrungen sammeln. Wie auch immer: Rasen wächst nach.
Mach das auf gar keinen Fall
An dieser Stelle ein gut gemeinter Rat. Solltest Du auf die Idee kommen mit dem Vertikutieren gleichzeitig den Klee zu entfernen, dann kann das ggf. weniger schöne Konsequenzen haben. Kleesorten, wie Hornklee (Lotus) bzw. der Wiesen-Klee (Trifolium pratense) können sich durch das Vertikutieren schneller ausbreiten. Ähnlich schwierig gestaltet sich das Vorhaben den Klee durch Mähen in den Griff zu bekommen. Klee wächst unter dem Mähradar und ein zu kurzer Rasen ermöglicht dem Klee einen besseren Zugang zur Sonnenstrahlung. Wir hatten auf der MQ Ranch ähnliche Probleme und haben größere Kleefelder ausgestochen und abgetragen. Danach Mutterboden aufgefüllt und mit robusten Rasensamen nachgesät. Innerhalb kürzester Zeit schloss sich die Rasenfläche.
Nach der Stunde Null
Wie wissen nun, dass ein Armageddon Szenario auf der Rasenfläche stattfindet wird und wir widmen uns jetzt der Zeit danach. Harke die Rasenfläche gründlich ab und entferne alle Filz und Rasenreste, die Du mit harter Arbeit dem Grün entrissen hast. Wie bereits erwähnt, kannst Du das Mähwerk hochfahren und die Rasenreste absaugen. Harken macht nicht wirklich Spaß. Mit dem Vertikutieren gibst Du dem Rasen die Möglichkeit sich besser zu entfalten, da mehr Luft, Sonne und Nährstoffe an den Rasen gelangen können. Sicherlich wird der Rasen auch beschädigt, aber das ist ein temporärer Zustand, den man in Kauf nehmen muss.
Gartensand im Einsatz
Nun kannst Du zum Gartensand oder auch Rasensand genannt greifen, der die Geheimwaffe auf dem Golfplatz ist. Gartensand ist in der Regel Quarzsand mit einer Körnung von 0,5-1,6 mm. Harke oder Fege diese Sand in Deine vertikutierte Fläche ein und verwende ca. 2-4 KG pro Quadratmeter. Desto lehmiger der Boden ist, desto mehr Gartensand wirst Du benötigen. Auf Golfplätzen wird in erster Linie aerifiziert und danach fegt der Greenkeeper den Sand in die entstandenen Bodenlöcher, wodurch es zu einer besseren Bodenbelüftung kommt. Zusätzlich kannst Du den Gartensand mit einem organischen Dünger kombinieren, der dem Rasen eine zusätzliche Unterstützung gibt. Für den Mix eignen sich leichte und sehr pulverige Düngersorten. Zum Schluss ordentlich nachsäen, denn nach Deiner Rasenkur wird es diverse Lücken geben, die durch die Nachsaat geschlossen werden. Vermeide es nach dem Säen erneut eine dicke Erdschicht auf das Saatgut zu streuen, da Samen Licht brauchen und es zu Lücken kommen kann. Dann in den kommenden 14 Tagen täglich wässern.
Rasen richtig vertikutieren. Das Beste zum Schluss
Die Kombination von Dünger, Sand und Rasensamen wird ebenfalls unterschiedlich beurteilt. Wir haben mit der zuvor beschriebenen Abfolge gute Erfolge erzielt. Hier eine Übersicht:
1. Düngen
2. Mähen
3. Vertikutieren
4. Gartensand mit Dünger
5. Nachsaat
6. Wässern
Rasenpflege kann komplex sein oder ihr lasst den Rasen einfach wachsen und macht eine Naturwiese daraus. Das geht auch !
Viele Grüße
Der Garten Rancher